Die Trinkwassersituation in Ostwestfalen ist im Sommer 2020 weitgehend entspannt geblieben. Das kann das Netzwerk Trinkwasser in OWL nach den kurzen Hitzephasen der letzten Monate konstatieren. In Teilen Deutschlands war aufgrund der Dürreperioden in den vergangenen Sommern befürchtet worden, dass in diesem Jahr die Wasserversorgung an ihre Grenzen stoßen könnte. Der Wasserbeschaffungsverband (WBV) Kreis Herford-West, Mitglied im Netzwerk Trinkwasser in OWL, blieb gelassen, weil er auf sehr gut funktionierende Infrastruktur zurückgreifen kann.
Dazu gehört das Wasserwerk in Preußisch Oldendorf-Hedem mit seiner hochmodernen und effizienten Technologie. Das aus 17 Brunnen geförderte Rohwasser wird im Wasserwerk ausschließlich mit atmosphärischer Luft versetzt. So oxidieren die im Rohwasser enthaltenen Stoffe Eisen und Mangan und bleiben in einem Kiesfilter hängen. „Eisen ist für den Menschen zwar unbedenklich, führt aber zu unschönem, trübem Wasser“, erklärt Karsten Klußmann, Technischer Leiter des WBV Kreis Herford- West. Unter anderem deshalb schreibt auch die Trinkwasserverordnung das Filtern dieser Stoffe vor.
Auf eine Behandlung mit Ozon, UV-Licht oder gar Chlor kann im Wasserwerk Hedem verzichtet werden. Das Wasser wird nach der Aufbereitung über 58 Kilometer Rohrleitungen an 21 Übergabepunkte transportiert. Dort wird es dem Netz der örtlichen Wasserversorger „übergeben“: im Fall Hedem der Energie- und Wasserversorgung Bünde für Bünde, Kirchlengern und Rödinghausen, den Wirtschaftsbetrieben Enger und den Stadtwerken Herford für Herford, Hiddenhausen und Spenge. 4,86 Millionen Kubikmeter Wasser erreichen die Bürger der Versorgungsgebiete im Jahr aus dem Wasserwerk Hedem. Regelmäßige mikrobiologische Kontrollen durch ein zertifiziertes Labor stellen zudem die Qualität des Wassers sicher.
Das Wasserwerk in Hedem wurde im Jahre 1966 erbaut. Für Betrieb und Überwachung sind lediglich zwei Personen im Tagbetrieb und zusätzlich zwei Personen zur Abdeckung des ganztägigen Bereitschaftsdienstes (24/7) zuständig, die das System über die Prozessleittechnik fernsteuern können. Der WBV Kreis Herford-West fördert Trinkwasser im Gebiet Preußisch Oldendorf-Hedem und beliefert die örtlichen Trinkwasserversorger in den Kommunen Bünde, Kirchlengern, Rödinghausen, Enger, Spenge, Herford, Hiddenhausen, Preußisch Oldendorf, Melle sowie den Wasserbeschaffungsverband Am Wiehen. Die Bürger erhalten ihr Trinkwasser letztlich von ihrem örtlichen Trinkwasserversorger.
Trinkwasser ist keine endliche Ressource wie Kohle, Erdgas, Erdöl. Es unterliegt einem stetigen natürlichen Kreislauf und versickert nach Regenfällen im Boden; so bildet sich Grundwasser, aus dem über Brunnen und Pumpen Trinkwasser gewonnen wird. Die hydrogeologische Bodenbeschaffenheit in Ostwestfalen hat dazu geführt, dass für einige Kommunen zusätzliches Trinkwasser gewonnen und herbeigeschafft werden muss. Diese Aufgabe übernehmen die Wasserbeschaffungsverbände.